Neue Kettenschaltungen im Einsatz

SRAM hat die Entwicklung für den MTB-Einsatz vorangetrieben. Begonnen hat es mit einer 1x11-Kettenschaltung. Erst mit der Komponentengruppe “Eagle” kam später der zwölfte Gang hinzu. Die Fertigung und die Funktionalität ist eine absolute Meisterleistung, die Schaltpräzision als auch die Haltbarkeit ist überzeugend, die Problematik des Schräglaufs hat man scheinbar im Griff. Für den Touren- und Alltagseinsatz lag jedoch der Preis der Schaltgruppe von über EUR 1000.- zu hoch. Deshalb fokussierten wir uns vorerst auf die preisgünstigere Lösung von “The Hive” mit der “e*thirteen TRS+” Kassette. Sie hat elf Gänge und Ritzel von 9-46 Zähnen (Entfaltung von 511%) . Mit ihren 303g ist sie die leichteste auf dem Markt. Insgesamt liegt das Preis-Leistungsverhältnis für den Toureneinsatz in einem vertretbaren Bereich. Das hat zwei Gründe: Erstens, weil die lange Kette beim Liegerad weniger auslängt und sich die Haltbarkeit der Kassette dadurch erhöht und zweitens, weil die Einzelteile der Kassette separat ersetzbar sind. So können die drei großen Aluminium-Ritzel verhältnismäßig günstig ersetzt werden. Zwei wichtige Voraussetzungen für den Toureneinsatz sind somit gegeben. Vergleicht man jedoch die 1x11-Gangschaltung mit einer 3x10 Kettenschaltung, sind die Gangsprünge bedeutend grösser.

 

Der erste Praxistest machten wir im Rahmen der Reise des Schulprojektes FOSvelos: ca. 1600 Kilometer mit über 15 Tausend Höhenmetern. Die Gangsprünge erforderten eine für uns neue Flexibilität bezüglich der Trittfrequenz. Zwar konnten wir die Tempi durchaus der Trittfrequenz anpassen, doch wenn wir im Verband fuhren, mussten wir vor und nach dem Schalten bewusst “über-” bzw. “unterkurbeln”. Daran gewöhnten wir uns erst nach ca. 1000 Kilometer. Auf rund 400 Trainingskilometern in Norwegen, testeten wir die Schaltung unter komplett anderen Bedingungen. Die gewählten Strecken zwischen 30 und 100 Kilometern waren geprägt von kleinen und unterschiedlichsten Steigungen. Es war äußerst schwierig einen Fahrrhythmus zu finden. Umso überraschender war es, dass sich die 1x11-Gangschaltung unter diesen Umständen sehr gut bewährte. Sobald man also alleine und mit sehr wenig Gepäck unterwegs ist, bietet die TRS+ Kassette eine hervorragende und extrem leichte Alternative zur klassischen 3x10-Kettenschaltung.

 

Im September 2017 kam die 1x12-Schaltgruppe “Eagle GX” von SRAM auf den Markt. Diese ist zwar schwerer, aber nochmals preisgünstiger als die TRS+ Kassette. Das zwang uns zu weiteren Tests, denn natürlich wollten wir wissen, ob der zwölfte Gang die Problematik der großen Gangsprünge entschärft. SRAM beschränkt sich auf eine Entfaltung von 500% (10-50 Zähne) und nimmt einen vergleichsweise grossen Gangsprung zwischen den beiden schwersten Gängen in Kauf (10 und 12 Ritzel). Diese beiden Kompromisse machen die Abstufung der restlichen Gängen sehr harmonisch. In jedem Falle ist die Wahl des Kettenblattes von entscheidender Bedeutung. Man muss mit dem Kompromiss leben, dass das Kurbeln jenseit von 45 km/h keinen Spass mehr macht und dass das ideale Kettenblatt für die Tour nicht dasselbe ist wie für Trainingseinheiten. Die technische Umsetzung für den Einsatz der SRAM Eagle erforderte kleinere Anpassungen unseres Alpentourers AT1. So setzten wir neu auf eine etwas größere Umlenkrolle aus Aluminium auf einer minimal veränderten Position und auf eine 12mm Steckachse fürs Hinterrad. Letzteres ist nicht neu, doch die entsprechenden Ausfallenden hatten wir bis jetzt nur in Kombination mit der Shimano Direct Mount Aufnahme.

 

In Bezug auf die strategische Produktentwicklung ist die Kettenschaltung mit nur einem Kettenblatt unumgänglich. Die vereinfachte Handhabung, das reduzierte Gewicht, die schlichte Optik und die geringere Zugbelastung der Kette – welche die Systemsteifigkeit spürbar erhöht – steigern die Leistungsfähigkeit des Liegerads. Die 1x12-Kettenschaltung von SRAM schneidet im Praxistest am besten ab. Wir stufen sie als absolut tourentauglich ein. Reduziert man das Touren-Gepäck auf ein Paar Hinterradtaschen (40-45L) und einen Packsack (10-15L oder ein leichtes Zelt), dann ist sie unseres Erachtens die zur Zeit beste Wahl für unseren Alpentourer AT1.

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